Forschung: Historische Kulturlandschaft und sozialistische Industrialisierung der Landwirtschaft an Saale und Unstrut
Ein Projekt zur Erforschung der Transformationen der (Kultur)Landschaft an Saale und Unstrut durch Bodenreform, Kollektivierung und (sozialistische) Industrialisierung der Landwirtschaft in der Zeit von 1945 bis 1990. Das bewilligte LEADER/ CLLD-ESF+Projekt wird durch den Europäischen Sozialfonds Plus gefördert.
Projektzeit: 01. Juli 2025 bis 31. Juli 2026
Das ursprüngliche Welterbe-Antragsgebiet der historischen Kulturlandschaft um den Naumburger Dom wurde im Zuge der damaligen Bewerbungserstellung intensiv mit der Anlegung, Herausbildung und Formierung der hiesigen Kulturlandschaft im Hochmittelalter beschrieben sowie die damit verbundenen Besonderheiten, Bauwerke, Wege- und Landschaftsbeziehungen wissenschaftlich untersucht. Die damals entstandenen Grundstrukturen prägten die Landschaft und Räume an Saale und Unstrut bis an die Schwelle zur Moderne, der Industrialisierung Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Ergebnisse wurden ausführlich in dem vom Förderverein 2020 herausgegebenen zweibändigen Werk „Der Naumburger Dom und die hochmittelalterliche Herrschaftslandschaft an Saale und Unstrut“ der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Daran anknüpfend möchte der Förderverein Welterbe an Saale und Unstrut e.V. die begonnene Aufarbeitung und Dokumentation der Hochmittelalterlichen Kulturlandschaft an Saale und Unstrut, die über Jahrhunderte nahezu unveränderte Region prägte, weiterführen. Nun soll deren Transformation in die Moderne, speziell unter den Bedingungen der Bodenreform ab 1945, der Entstehung der Volkseigenen Güter (VEG) und der Gründung der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG ab 1952) ausgelösten (sozialistischen) Industrialisierung der Landwirtschaft in den Fokus gerückt werden. Damit verbunden waren fortan gravierende Änderungen, wie durch die Kollektivierung der Landwirtschaft und der damit verbundene radikale Wandel des Arbeits- und Lebensumfeldes der ländlichen Bevölkerung. Diese ökologischen, (kultur-) landschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen sollen erfasst, dokumentiert und sichtbar gemacht werden.
Mit dem LEADER-Projekt hat der Förderverein die Gelegenheit, diese Entwicklungen mittels Archiv- und Kartenmaterials sowie Ortschroniken und Nachlässen und insbesondere durch leitfadengestützte Zeitzeugen-Interviews umfassend zu dokumentieren und deren Auswirkungen auf die Kulturlandschaft an Saale und Unstrut zu untersuchen. Das Projekt ist dem Förderverein auch deshalb wichtig, da noch einige hochbetagte Zeitzeugen diese Veränderung des ländlichen Lebens beschreiben können und deren Erzählungen vom Wandel vor Ort ein wichtiger Bestandteil des Projektes sein soll.
Thematisch sollen die Auswirkungen der sozialistischen Industrialisierung auf die historische Kulturlandschaft in Bezug auf die
- Erhaltung von Elementen der historischen Kulturlandschaft
- Darstellung von Kontinuitäten und Brüche
- Wirkung auf den Naturraum (Flora und Fauna)
- Wirkung auf das (Kultur-)Landschaftsbild
- Wirkung auf die Lebensqualität der Menschen
abgebildet werden. Für diese umfassende Erarbeitung bedarf es einer regionalen und überregionalen Vernetzung verschiedener Akteure wie der Stiftung Schulpforta, deren Archive und Recherchematerial genutzt werden. Für die fachliche und wissenschaftliche Begleitung bauen wir überregional Kontakte wie zum Landesheimatbund Sachsen-Anhalt e.V. und Zeitgeschichtlichen Institut der geschichtswissenschaftlichen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle sowie regionale Netzwerke zu Ortschronisten, Heimat- und Kulturvereinen und dem Bauernverband Burgenlandkreis auf.
Die Ergebnisse der Forschungen werden 2026 während eines Kolloquiums diskutiert und in Fachartikeln veröffentlicht. Darüber hinaus werden 2027 die Erkenntnisse der Recherchen anhand von Dokumenten, Fotografien, Filmen und Mitschnitten der Zeitzeugen-Interviews in einer Sonderausstellung des Besucherzentrums der Stiftung Schulpforta multimedial präsentiert. Die Materialen werden zudem im Historischen Datenzentrum Sachsen-Anhalt der Öffentlichkeit digital zugänglich gemacht.
Mit 67.925,00 € Zuwendung gefördert durch den Europäischen Sozialfonds Plus.


